Hinweis: Die ganze Geschichte? Findest Du hier.
Emma ist nervös. Schließlich sind gerade erst die Ferien zu Ende. Ihre ersten Sommerferien an der weiterführenden Schule. Und wegen der Corona-Pandemie hat sie heute das erste Mal seit fast fünf Monaten wieder richtigen Unterricht.
Von ihrer Nervosität lässt sie sich jedoch nichts anmerken: Mit einem abgeklärten Gesicht, wie all die anderen Lernenden um sie herum, steht sie an ihrer neuen und völlig überfüllten Bushaltestelle. Gerade noch rechtzeitig hatte sie mitbekommen, dass es einen neuen Fahrplan gibt und ihre alte Haltestelle einfach nicht mehr angefahren wird.
Jetzt muss sie einen Kilometer laufen, um den Bus zu erreichen. Und sollte sie dann doch mal später Unterricht haben muss sie nun einen Bus per Telefon bestellen um überhaupt zur Schule zu gelangen.
Nachmittags nicht mehr durch halb Bad Harzburg zur Haltestelle laufen zu müssen, darauf freut sich Emma besonders. Sie hofft, dass das auch tatsächlich klappt mit dem Abfahren vom Berliner Platz. Aber bei ihrem Busunternehmen darf man sich auf nichts verlassen, hat sie im letzten, pannenreichen Schuljahr gelernt.
Aber immerhin spart das auch Geld, hat sie von ihrem Nachbarn gehört. Der geht schon in die Oberstufe und muss sein Ticket selber bezahlen. Oft komme das jedoch nicht vor, denn meist winken die Busfahrer ihn durch. Entweder funktioniere der Ticketautomat nicht (wenn er denn überhaupt vorhanden ist), oder das Gerät zum Abstempeln der Karten sei außer Betrieb. Manchmal sind die Busfahrenden wohl auch einfach nur zu faul/ im Energiesparmodus.
Apropos Energiesparmodus, mittlerweile steht sie hier seit über 15 Minuten. Eigentlich hätte der Bus schon vor zehn Minuten an der Haltestelle ankommen sollen. Aber “alles unter zehn Minuten ist noch keine Verspätung”, hat Emma letzten Winter von einer Busfahrerin gehört, kurz bevor sie von ihrem Lehrer als unentschuldigt fehlend eingetragen wurde.
Plötzlich hört sie jedoch das erwartete Brummen eines Busmotors. Schon drängeln sich alle Lernenden an den Straßenrand, um auch ja einen Sitzplatz zu bekommen, Corona scheint vergessen.
Aber es ist nur falscher Alarm, der Bus der Gegenrichtung fährt hupend und winkend an ihnen vorbei. Also die Insassen winken, nicht der Bus, wobei die innen herabhängende Deckenverkleidung schon leicht diesen Eindruck erzeugt.
Langsam leert sich die überfüllte Haltestelle und die Lernenden treten ihren Rückweg nach Hause an, alles wie in alter Tradition! Manche Dinge ändern sich wohl eben nie.