Vielleicht habt ihr schon gesehen, dass unsere Seite gestern und heute nicht erreichbar war. Wer sie besuchen wollte, bekam nur einen schwarzen Bildschirm mit dem weißen Schriftzug #BlackLivesMatter zu sehen. Dazu haben wir uns als Reaktion auf die Ermordung George Floyds durch weiße Polizisten entschieden. Seitdem protestieren in den USA hunderttausende gegen die Benachteiligung und Diskriminierung von Menschen mit anderer Hautfarbe als “weiß”.
Am Rande der Proteste kam es immer wieder zu Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Polizei - auf beiden Seiten eskalierte die Gewalt. Jedoch gab es durchaus auch Momente der Solidarität, so zum Beispiel als Polizisten in mehreren US-Amerikanischen Städten auf die Knie gingen und ihre Verbundenheit und Erschütterung zum Ausdruck brachten.
Währenddessen droht Donald Trump seinem eigenen Volk mit “tausenden und tausenden Soldaten” und fordert die Gouverneure zu brutalerem Handeln auf. In Washington machte er seine Drohung schon wahr; mittlerweile stehen hunderte Militärs am Lincoln Memorial, weitere sind in der Nähe stationiert.
Gestern wurden friedliche Demonstranten mit Tränengas aus einem Park in der Nähe des Weißen Hauses vertrieben - damit der Präsident die Straße zu einem Fototermin vor der Saint John’s Episcopal Church überqueren konnte.
Diese Berichte (dieser Präsident!) sind erschreckend, aber man darf darüber auf gar keinen Fall vergessen, worum es eigentlich geht: Um den institutionalisierten Rassismus, um die institutionalisierte Diskriminierung, die im schlimmsten Fall in Gewalttaten gipfelt. Und dieser Gipfel wird leider immer noch viel zu oft erreicht.
In den USA ist die Gewalt und Diskriminierung gegenüber Menschen mit einem anderen ethnischen Hintergrund als einem europäischen besonders hoch, und schon in den 60er und 70er Jahren kam es deswegen zu Protesten.
Bei diesen ersten schwarzen Bürgerrechtsbewegungen ging es um die grundlegende Anerkennung der Gleichberechtigung aller Ethnien und um eine Gleichstellung zumindest vor dem Gesetz (das ist zwar eigentlich ein Verfassungsgrundsatz der USA, in geltendes Recht umgesetzt wurde er selten).
Beides konnten sie schließlich erreichen - seitdem wurde ihr Ruf nach endgültiger gesellschaftlicher Gleichberechtigung zwar nicht unbedingt leiser, er wurde nur weniger gehört.
"Was beschweren sie sich denn. Die haben doch die gleichen Rechte”, dachten sich viele “Weiße”. Die großen gesellschaftlichen Differenzen und Probleme werden immer noch gerne verdrängt und die afrikanische Ethnie ist weiterhin mit Vorurteilen belastet.
Bei den momentanen Protesten geht es darum, dass der ‘Systemic Racism’ (institutioneller Rassismus) gegenüber Schwarzen bzw. allen People of Color (PoC) vollends anerkannt wird und endlich ein Ende findet. Und das ist natürlich schwer, denn er ist seit Beginn der Kolonialzeit in allen Teilen der westlichen Welt verankert, besonders in den USA.
Damit das geschehen kann reicht es nicht, zu sagen man sei kein Rassist und ein Bild auf Social Media zu posten - man muss gezielt gegen Rassismus in seinem Umfeld vorgehen. Auch wir in Deutschland, denn auch hier gibt es Rassismus. Und da wir als Schülerzeitung natürlich unserem Bildungsauftrag gerecht werden wollen und es uns persönlich am Herzen liegt, haben wir uns entschlossen ein weiteres “Must Read” zu veröffentlichen.
Wir haben euch einige wirklich lesenswerte kurze Artikel und Seiten zu diesem Thema herausgesucht. Wer jedoch auch gerne längere Werke zum Thema Rassismus lesen (oder hören) möchte, der wird hier fündig:
Bücher und Podcasts - empfohlen von @magicpages auf Instagram, einer tollen Bloggerin für alle Literaturinteressierten:
Fatima El-Tayeb: Anders Europäisch
El-Tayeb untersucht, wie sich Rassismus auf europäischer Ebene manifestiert und die Leben von PoC (People of Colour) beeinträchtigt.
Christina Sharpe: In The Wake - On Blackness and Being (nur auf Englisch erhältlich)
Das Buch vollzieht den Zusammenhang von Kolonialzeit und Gegenwart, auch in unserer Art Dinge wahrzunehmen, nach. Dabei beschäftigt sich die Autorin besonders mit Anti-Schwarzen-Rassismus.
Tessa McWatt: Shame on Me (ebenfalls nur auf Englisch erhältlich)
McWatt schildert, wie sich Rassismus auf ihre Selbstwahrnehmung und ihre Art, durch die Welt zu gehen, auswirkt.
Alice Hasters (Podcast)
Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten (Spotify)
Tupoka Ogette (Podcast)
Exit Racism (Spotify)