22. September 2019

Ellinor Wohlfeil liest am NIG

Gastautor


Am Donnerstag, den 19. September 2019 hatten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 und 12 während einer Lesung die Möglichkeit, der Zeitzeugin Ellinor Wohlfeil zuzuhören.

Sie wuchs zur Zeit des Nationalsozialismus in Bad Harzburg als “Halbjüdin”, also als Tochter eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter, auf und veröffentlichte mehrere Bücher über die Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Aus ihrem Buch “Kein menschlicher Makel: - weder gestern noch heute -” las sie mehrere Ausschnitte vor und gab anschließend die Chance Fragen zu stellen.

Wie bei vielen Kindern und Jugendlichen, spielte auch im Leben von Ellinor Wohlfeil die Schule eine wichtige Rolle. Doch diese Zeit blieb für sie in keiner guten Erinnerung. Schon in ihrer ersten Textpassage berichtete sie eindrucksvoll, wie sie sich bei morgendlichen Versammlungen auf dem Schulhof fühlte, wenn sie als einzige Schülerin ihrer Schule von der Hitlerjugend ausgeschlossen war und somit immer als “anders” herausstach. Sie erzählte von Mitschülern, die sie beleidigten und bedrohten, und der Judenfeindlichkeit, die in vielen Unterrichtsstunden als etwas Selbstverständliches gelehrt wurde. 

Diese Einstellung ihr gegenüber ist ein zentrales Motiv Wohlfeils Erzählungen, z.B. als sie davon berichtete, dass sie bei einer Sportveranstaltung zwar die notwendige Leistung erbrachte, aber keine Auszeichnung dafür erhielt. Oder als sie nicht an einem Treffen der Hitlerjugend teilnehmen durfte und ihr niemand erklären wollte, warum. 

Ellinor Wohlfeil erzählte ebenfalls, dass sie ihren Vater nur am Wochenende sah. Dadurch hatte sie ein deutlich besseres Verhältnis zu ihrer Mutter. 

Als eines Tages ihr Vater verhaftet wurde, sah sie ihn für Wochen oder Monate nicht. Ellinors Mutter konnte ihn eines Tages jedoch wieder vom Bahnhof abholen, da er aufgrund einflussreicher Beziehungen freigelassen wurde. Auf seinem Kopf sah man Narben und Wunden durch die Anwendung eines Dornenkranzes. Dieser wurde im KZ als Foltermethode angewandt.

Dieses Gefühl, nicht dazuzugehören, die ständige, undefinierbare Angst und die Tatsache, dass man ihr seit ihrer Kindheit einredete, etwas Schlechteres und Minderwertiges zu sein, prägte Ellinor Wohlfeil bis ins Erwachsenenalter. Es dauerte eine lange Zeit bis sie bereit war, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen und die aus ihrer Kindheit und Jugend stammenden Depressionen zu überwinden. Dabei hat ihr vor allem das Schreiben ihrer Bücher geholfen.

Es war wirklich beeindruckend, Ellinor Wohlfeils Geschichte zu hören, gerade da sie über ihre Erfahrungen in unserem Alter redete, was alles nochmal viel greifbarer machte. Natürlich lernt man im Geschichtsunterricht von der Grausamkeit des Nationalsozialismus, aber das tatsächliche Leid und die Erfahrungen, die das Leben von Millionen von Menschen verändert haben, können durch kein Geschichtsbuch vermittelt werden.

von Lucie Klemusch und Tabea Balint

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